Umsetzung des Freiheits- und Einheitsdenkmals

Statement von Stadträtin Dr. Sabine Heymann

Es gilt das gesprochene Wort!

Wenn wir über den zur Entscheidung stehenden Denkmalsentwurf sprechen, müssen wir zuerst über den Grund und den Rahmen seiner Entstehung sprechen.  

Anlass war die Entscheidung des Bundestages, in Berlin ein Einheitsdenkmal zu errichten. Doch Einheit hätte es ohne das Streben von Bürgerinnen und Bürger der ehemaligen DDR nach Freiheit nicht geben können. Und dann muss man sich noch ehrlich machen, ohne die Ereignisse in Danzig, ohne Glasnost und Perestroika in der ehemaligen Sowjetunion, ohne die paneuropäische Bewegung in Ungarn wären die Ereignisse im Herbst ´89 wohl kaum so ins Rollen gekommen und vielleicht nur eine Bewegung weniger geblieben.  

Auf Bestreben der ostdeutschen Bundestagsabgeordneten der SPD und CDU wurde beschlossen, diesem Zusammenhang mit einem nationalen Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig gerecht zu werden.  

In Leipzig und nicht für Leipzig! Es geht nicht allein um das Gedenken an die Leipziger Ereignisse, sondern um eine gesamte Bewegung, die zur friedlichen Revolution führte. Neben den europäischen, eben auch den Ereignissen wie in Berlin, Altenburg, Rostock und Plauen zu gedenken. Es sind also nicht nur Leipziger Erwartungen an Gedenkort und -art zu erfüllen. 

So gingen Ideen zu einer Bürgerentscheid auch vollkommen am Anliegen des Denkmals vorbei. Das gilt auch für Ideen, das Erinnerns an die friedliche Revolution vorrangig mit heutigen Anforderungen an Demokratie und Extremismusbekämpfung aufzuladen.  

Der zur Entscheidung stehende Entwurf bietet Ansätze dem vielfältigen Engagement und den vielfältigen Ereignissen gerecht zu werden, die zur friedlichen Revolution und politischen Wende führten. Man muss sich das Denkmal erlaufen, wie die Beteiligten damals auch ihren Protest erlaufen sind. Es wird sichtbar gemacht, dass es der Aktivität der vielen an vielen Orten bedurfte. Damit kann das Denkmal eine passende Ergänzung der authentischen Erinnerungsorte in Leipzig sein und neugierig machen auf andere Revolutionsorte in Ostdeutschland.  

Aber gerade darum ist es aus Sicht der CDU-Fraktion wichtig, dass dieses Anliegen nicht unterschwellig, über QR-Codes am Boden, sondern sichtbar für jeden transportiert wird.  

Darum soll der Planungsbeschluss zur Errichtung des Freiheits- und Einheitsdenkmal auf Basis des Siegerentwurfs des Wettbewerbes unter der Maßgabe gefasst werden, dass mindestens 30 % der Banner mit Parolen und Sprüchen der Banner der Demonstrationen (nicht nur Montags – die erste Demo in Altenburg fand an einem Mittwoch statt) in den Jahren 1989/90 versehen werden. “Für ein offnes Land mit freien Menschen”, “Keine Gewalt”, “Wir sind das Volk”, “Freie Wahlen”, “Reisefreiheit – Meinungsfreiheit – Pressefreiheit“, “Neues Forum zulassen”, “Schließt euch an!“, “Deutschland einig Vaterland”, “Wir sind ein Volk” wären solche Parolen. 

Sonst würde der Entwurf in seiner jetzigen Form einen zu großen Interpretationsspielraum zulassen. Der Bezug zu Zeitzeugen und der Dokumentation der Geschehnisse, die auf den Herbst ´89 und die Einheit ´90 würde dann dem Zufall überlassen werden. Mit den aufgenommenen Sprüchen von ´89/´90 erst, kann man sein eigenes damaliges und heutiges Erleben gedanklich auf die weiteren leeren Flächen projizieren.  Anderen Falls wird die Chance vertan, sich künstlerisch mit der Friedlichen Revolution direkt auseinanderzusetzen. Die Veränderungen in den Zielen und Bestrebungen, die auf dem Ring in Leipzig und den Plätzen anderer Städte in Ostdeutschland skandiert wurden, widerspiegeln letztendlich auch die Entwicklung des Schicksals der ehemaligen Bürger der DDR. Der Weg von der Reform der Deutschen Demokratischen Republik hin zum großen Glück der Wiedervereinigung. 

Zum Schluss noch ein Hinweis auf das Vandalismus-Potenzial des Denkmals. Die Banner in der jetzigen Form sind leicht zu verdrecken und zu beschädigen. Die Höhe der Banner wird kaum ein Hindernis sein. Es wäre fatal, wenn politische oder auch nichtssagende Symbole, die in keinem Fall mit dem Geiste der friedlichen Revolution vereinbar sind, sich auf dem Freiheits- und Einheitsdenkmal wiederfänden. Dem sollte man durch baulichen Schutz vorbeugen. 

Es ist auch zu empfehlen, dass die Eröffnung des Denkmals derart inszeniert wird, dass eine gewisse Vorprägung des Denkmalortes unternommen wird. Das kann zum Beispiel durch Präsentationen von Zeitzeugnissen auf die sonst leeren Banner erfolgen. 

Wir sollten mit dem heutigen Beschluss dafür sorgen, dass es im Gedächtnis Deutschlands eindeutiger verankert wird, dass der Mauerfall kein zufälliges Ereignis in Berlin war, sondern errungen wurde in ganz Ostdeutschland und letztlich auch Osteuropa.